Il suono della conchiglia
von / di Emily Barsi

Il suono della conchiglia (der Klang der Muschel) lautet der italienische Titel des ersten Kapitels des Romans “Der Herr der Fliegen” (= Übersetzung des hebräischen Wortes Beelzebub) von W. Golding aus dem Jahr 1954. In dem weltbekannten Roman geht es um eine Gruppe von Kindern, die nach einer Notwasserung ihres Flugzeugs, ganz auf sich alleine gestellt, versuchen, auf einer einsamen Insel zu überleben. Indem sie sich Regeln geben und einen Jungen zum Anführer auserwählen, bilden sie miteinander eine Art gesellschaftliches System. Der Anführer ruft die Kinder zu Versammlungen zusammen, indem er auf einer Muschel bläst.
Aber diese kleine Gemeinschaft beginnt sehr schnell zu zerfallen. Die Kinder verlieren nach und nach ihren anerzogenen Sinn für Gut und Böse und werden zu den “Herren der Fliegen”, in deren Welt einzig das Dominieren über andere und das Überleben zählen. Der Klang der Muschel, ein scheinbar poetischer Ausdruck, wird so zum Symbol des Bösen, der entarteten Macht und der Unterdrückung.

Architektur, Zeichnungen, farbige Lichter und modernistische Geometrien verteilen sich im Raum der Galerie. Die künstlerische Forschung von Daniele Bacci bearbeitete schon immer politische Konzepte der Unterdrückung, der Nötigung und der Manipulation der Gesellschaft durch totalitäre Regime. In dieser Installation, die eigens für die Galerie Gedok in München geschaffen wurde, fokusiert der Künstler seine Arbeit auf die Verbindung zwischen Politk und Kindererziehung. Ausgehend von der Bearbeitung historischer Gebäudeaufnahmen, entwickelt er eine Analyse der Konzepte einer freien und einer repressiven Erziehung, von Zwang und Freiheit, von der Unterdrückung der individuellen und der kollektiven Existenz, indem er ein Netz der strukturellen Beziehungen zwischen den Diktaturen des 20. Jahrhunderts und der heutigen Konsumgesellschaft knüpft.

Drei Bilder, die nebeneinander an der Wand hängen, zeigen drei Bauten: ein Gaswerk, das Stadion von Lucca und den Velasca Turm in Mailand. Es handelt es sich um drei Gebäude, die realisiert wurden oder nur ein Entwurf blieben (das Gaswerk). Alle drei sind Beispiele für die rationalistische Architektur Italiens der 1920/1930er Jahre und der Architektur nach dem zweiten Weltkrieg. Der Künstler erzielt bei seiner Darstellung eine stark perspektivische Wirkung indem er sich auf die reine Geometrie konzentriert und sie in Schwarz-Grau-Weiß wiedergibt. Mit dieser perspektivischen und reduzierten Darstellung der Bauelemente gelingt es dem Künstler die architektonische Grundaussage der Gebäude herauszuarbeiten und deutlich zu machen.
Es sind kalte, aber imposante geometrische Architekturen, die die Unbedeutendheit, die Nichtigkeit des Einzelnen und den Anspruch auf seine Unterordnung vermitteln. Auf der einen Seite repräsentieren diese Bauten drei wichtige Bereiche, die zum täglichen Leben des Menschen gehören: die Unterhaltung, die Arbeit und die ökonomische Macht. Auf der anderen Seite stehen sie für die materielle Verkörperung von Macht und Mythos, Prinzipien auf denen die neue Kulturpolitik erschaffen wurde. Die Architektur sollte Form gewordener Ausdruck für die neue Gesellschaftspolitik der Zeit sein, die sich gegen den Individualismus stellte und für das “Livellamento” des Bewusstseins, also die “Gleichschaltung des Einzelnen”, eintrat. Diese Prinzipien wurden von den Architekten der Gruppo 7 1926-27 unter dem Leitbegriff des “neuen Geistes” (spirito nuovo) zusammengefasst.

Zwischen den beiden Fenstern der Galerie läuft ein Video. Das Video zeigt architektonische, modernistische Geometrien aus Holzbauklötzen, die sich hektisch ständig aufbauen und zerfallen. Geometrische Holzbauklötze dieser Art gehörten zu den handwerklichen Produkten des Bauhauses, das 1925 von Walter Gropius gegründet wurde und dessen funktionalistische Theorien die Kraft der reinen Geometrie zur Veredelung der Gesellschaft propagierten. Die rasch wechselnde farbige Ausleuchtung in Verbindung mit dem hektischen Aufbau und Zerfall ist wie ein Spiegel der Moderne, in der es fast ausschließlich um schnelle Produktion und den sofortigen Konsum geht, eine Welt der Maschinen und der Geschwindigkeit; Werte, die von der faschistischen wie von der heutige Gesellschaft hochgehalten werden und wurden.

Auf dem Boden sind bunte Dreiecke gestapelt, die an Kinderspielzeug erinnern. Die Erziehung der Kinder und die Schule wurden zu einem bevorzugten Mittel der totalitären Propagandaarbeit, und dienten auch bevorzugt der Anwerbung von Nachwuchs. Uniformen, Märsche, Übungen, Gemeinschaftsaktivitäten und Erziehung zur Disziplin waren alle Instrumente zur Schaffung des “spirito nuovo”. Das Spiel, die natürliche Erlebniswelt der Kinder, wurde zu einem Werkzeug der Indoktrination und Manipulation zukünftiger Generationen. Durch die Verwendung diese Spielzeuge regt der Künstler zum Nachdenken darüber an, inwieweit heute Kinder bewusst als Zielgruppe für manipulative Verkaufstrategien dienen, um ihr (zukünftiges) Konsumverhalten zu fördern und zu steuern.

An einer Wand der Galerie finden sich vier Zeichnungen turnender Kinder, zum Teil mit Stickereien geschmückt. Die Stickerei war eine kreative Tätigkeit, die nur von den Mädchen, den zukünftigen Frauen der totalitären Gesellschaft, ausgeübt wurde. Die Kinder in den Zeichnungen führen Gymnastikübungen aus, wobei sie den Anleitungen eines Buches folgen, das den Titel “Die Übungen des tüchtigen Jungen” trägt. Im Buch werden vier Übungen angegeben, aber die Kinder sind nur zu dritt. Das vierte Kind wird während der Ausstellungseröffnung durch den Klang der Muschel gerufen. Das Kind versucht folgsam die gymnastischen “Übungen des tüchtigen Jungen” auszuführen, die eine Stimme vom Band, das während der Ausstellung ständig im Hintergrund zu hören ist, ruhig, aber kalt und entschieden ansagt. Die Stimme wiederholt die Ansage der vier Übungen ständig wie ein Automat; an einem bestimmten Punkt aber verweigert das Kind der Stimme seinen Gehorsam, geht weg, und hinterlässt einen leeren Platz, so wie auch das vierte Blatt an der Wand leer ist.



Il suono della conchiglia è il titolo del primo capitolo del romanzo “il Signore delle mosche”, (in ebraico Beelzebub) scritto nel 1954 da W. Golding. Il romanzo narra la storia di un gruppo di bambini inglesi che dopo essere sopravvissuti ad un disastro aereo si ritrova a dover sopravvivere su di un’isola deserta. I ragazzi cercano di creare una societá stabilendo delle regole e nominando un capo che dirige il gruppo. Il capo richiama i ragazzi all’adunata tramite il suono emesso soffiando dentro ad una conchiglia. Ma questa piccola societá comincia presto a degenerare. I bambini perdono poco a poco il senso del bene e del male e diventano presto dei “signori delle mosche” dirigendosi verso una dimensione nella quale contano solo la predominanza e la sopravvivenza. Il suono della conchiglia, titolo apparentemente poetico, diventa cosí il simbolo del male, del potere degenerato e della sopraffazione.

Architetture, disegni, giochi, luci colorate e geometrie moderniste occupano lo spazio della galleria. In questa installazione creata per la galleria Gedok di Monaco l’artista focalizza il suo lavoro sul legame tra politica ed educazione dei bambini. Partendo dalla rielaborazione di immagini fotografiche storiche degli edifici, sviluppa un’analisi sui concetti di libera educazione e repressione, di coercizione e libertà, di soppressione dell'esistenza individuale e collettiva, tessendo una rete di relazioni strutturali tra le dittature del XX secolo e l’odierna società dei consumi.

Tre dipinti posti l’uno accanto all’altro sulla medesima parete mostrano tre edifici: l’officina del gas, lo stadio di Lucca e la torre Velasca di Milano. Sono esempi di architettura razionalista degli anni venti e trenta e del periodo che segue la seconda guerra mondiale. Due di questi sono stati realizzati, uno invece è rimasto un progetto su carta (officina del gas). L’artista rielabora le architetture spogliandole da ogni ornamento e concentrandosi sulle loro componenti essenziali. Riducendo la rappresentazione degli edifici alle pure geometrie e riproducendole nei colori bianco, nero e grigio, l’artista accentua l’effetto prospettico. Dall’insieme della riduzione delle forme e dell’accentuazione della prospettiva, Daniele Bacci riesce a rielaborare e a mettere in evidenza quello che gli edifici essenzialmente dichiarano.
Sono tre costruzioni geometriche fredde e imponenti che trasmettono in modo intimidatorio l’insignificanza, la nullità del singolo e il diritto alla sua subordinazione. Da una parte queste tre strutture rappresentano ambiti fondamentali alla quotidianità dell’uomo: il lavoro, l’intrattenimento, la potenza economica. Dall’altra invece diventano la personificazione materiale della potenza e del mito, principi sui quali si basava la nuova politica culturale. L’architettura si configurava come espressione della nuova politica del tempo, contrapponendosi all’individualismo attraverso “il livellamento della coscienza” e favorendo l“uniformitá del singolo“. Questi principi furono riuniti sotto il concetto di “spirito nuovo” dagli architetti del Gruppo 7 negli anni 1926-27.

Tra le due finestre della galleria scorrono le immagini di un video nel quale si susseguono geometrie architettoniche formate da blocchi di legno che si compongono in maniera frenetica per distruggersi subito dopo. Blocchi di legno geometrici di questo tipo, usati dai bambini per giocare a costruire, appartenevano ai prodotti artigianali della Bauhaus fondata nel 1925 dall’architetto Walter Gropius, che attraverso le sue teorie funzionaliste propagó la forza delle pure geometrie per la nobilitazione della societá. L’illuminazione colorata velocemente cangiante sovrapposta al continuo alternarsi di costruzione e distruzione potrebbe essere lo specchio della modernità, in cui tutto ruota esclusivamente intorno alla produzione e all’immediato consumo, un mondo di macchine e di velocità, valori esaltati dalle politiche totalitarie del tempo e dalla società odierna.



Sul pavimento, nel mezzo della galleria, troviamo una pila di costruzioni triangolari colorate di diverse dimensioni che ricordano giocattoli per bambini. L’educazione dei bambini e la scuola erano i migliori strumenti per la diffusione della propaganda totalitaria e si dimostravano utili ai fini del reclutamento di nuove generazioni. Il gioco e il mondo naturale di esperienze proprie dell’infanzia diventavano un’officina per l’indottrinamento e la manipolazione delle generazioni future. Attraverso questi “ giochi” l’artista invita alla riflessione, per vedere fino a che punto e in che modo anche i bambini di oggi vengono adescati e manipolati secondo strategie di vendita al fine di controllare il loro futuro atteggiamento consumistico.


Sulla parete si trovano quattro disegni su stoffa ornati da ricami. Il ricamo era una delle attività creative esercitata soltanto da ragazze, dalle future donne della società totalitaria. Su tre dei disegni sono raffigurati bambini mentre fanno ginnastica seguendo i precetti di un libro dal titolo “La ginnastica del bravo bambino”. Nel libro vengono indicati quattro esercizi, ma i bambini sono soltanto tre; il quarto segue il richiamo del suono della conchiglia durante l’inaugurazione della mostra e tenta di eseguire gli esercizi de “La ginnastica del bravo bambino”, dettati da una voce registrata, calma, fredda e risoluta, che fa da sottofondo all’installazione. La voce ripete continuamente i quattro esercizi come fosse un automa. Ad un certo punto però il bambino nega la propria obbedienza alla voce, va via e lascia dietro di sé uno spazio vuoto, così come vuoto è il quarto disegno alla parete.


Il suono della conchiglia

solo exhibition Daniele Bacci
curated by Emily Barsi
gallery Gedok / Monaco di Baviera
mercoledì 9 novembre 2011